
Wir erinnern auf der Webseite des Ortsrings Ehrenbreitstein an einen berühmten Sohn der damals selbstständigen Stadt Ehrenbreitstein: Clemens Wenzeslaus Coudray.
Er würde am Sonntag, 23.11.2025, seinen 250. Geburtstag feiern. Er war das erste Kind des Hoftapezierers und Möbelverwalters Franz Ludwig Coudray und seiner Ehefrau, der Kammersängerin Marianne, geb. Köhler. Der Kurfürst selbst war Pate, daher der Vorname Clemens Wenzeslaus. Die Mutter starb bereits, als Clemens Wenzeslaus noch keine 6 Jahre alt war und der Vater vermählte sich ein halbes Jahr später mit Eva Clesius.
Künstlergene waren dem Jungen von beiden Elternseiten vererbt worden, der Urgroßvater war als ausgezeichneter Bildhauer zum Mitglied der königlichen Academie in Paris ernannt worden, er wechselte 1715 als Hofbildhauer und Professor nach Dresden. Auch der Großvater Pierre war Bildhauer und schlug die gleiche Laufbahn ein.
Obwohl der Junge für den geistlichen Stand bestimmt war, ließ er doch immer wieder seine wahre Leidenschaft für Kunst und Architektur durchblicken und so verließ er das Gymnasium vor dem Abitur und war frei für eine Entwicklung nach seinen Vorstellungen.
Er absolvierte eine Lehre als Tapezierer und Decorateur, heute vergleichbar mit einer Grundausbildung in Innenarchitektur und bewies sein Können in einem Auftrag für die Fürstäbtissin von Essen, die Schwester des Kurfürsten. Für sie richtete er einige Zimmer auf Schloss Thorn zum Empfang des Erzherzogs Carl von Österreich her und erledigte den Auftrag zur vollen Zufriedenheit der Äbtissin.
Die französische Revolution verhinderte weitere Ausbildungsschritte, der Kurfürst war nach Augsburg geflüchtet und Coudray sah sich gezwungen, Ehrenbreitstein und Koblenz zu verlassen.
Sein weiterer Lebenslauf und einige seiner Bauten hier in Stichworten:
1800 - 1804 Studium in Paris bei Durand
1804 - 1816 Professor in Fulda, Studienreise nach Italien
1810 Hochzeit mit Veronika Schild
1816 Oberbaudirektor in Weimar, Freundschaft mit Goethe, Pavillon vor dem Frauentor (Marienstr.)
1817 Wiederherstellung der Jakobskirche, Bau eines eigenen Wohnhauses vor Erfurter Tor
1818 Duxbrücke im Park an der Ilm, Roter Turm im Belvedere, Templerhaus im Park
1819 Entwurf einer Landbauordnung; Gestaltung des Carlsplatzes
1820 Schützenhaus in Eisenberg, BAu der Holzhallenverkleidung am Roten Schloss, Brunnen
1821 Torhaus am Frauenplan, Umgestaltung in Schloss Tiefurt
1822 Um- und Ausbau Bibliotheksturm, Bau des Torhauses in der Erfuter Straße, Weimarer Bürgerschule, Fürstengruft
1823 Bau der Wagenremise (heute Bauhausmuseum)
1825 Entwürfe für den Neubau des abgebrannten Hoftheaters, "Decoration" der Orgel in der Kirche
1829 Gründung der Baugewerkeschule, Neubau der Treppe im Schloss Belevedere
1830 Arbeiten an Goethes Gartenhaus, Errichtung des Dietrichbrunnens (Herderbrunnen), Planung und Weiterbau des westlichen Schlossflügels
1832 Tod Goethes
1834 Planung und Bau der Hauptwache (bis 1838)
1836 Tod seiner Frau Veronica
1837 Entwürfe für den Neubau des abgebrannten Rathauses, Armbrust-Schützenhaus
1843 Umbau des Hauses Marienstraße 1
1845 Clemens Wenzeslaus Coudray stirbt am 04.10.1845 in Weimar
(Quelle: Hannes Bosse: Clemens Wenzeslaus Coudray, Architekt und Stadtplaner des Klassizismus)